Die Daf in der zeitgenössischen Rahmentrommelkultur

DAN MOI Clemens Voigt & Sven Otto GbR
Die Daf in der zeitgenössischen Rahmentrommelkultur - Die Daf in der zeitgenössischen Rahmentrommelkultur

Die Daf (auch Daff) ist eine einfellige Rahmentrommel mit einer über 4000-jährigen Geschichte. Obwohl das Instrument ganz einfach gebaut ist – aus einem Holzrahmen, der mit Trommelfell bespannt ist – zeichnet es sich doch aus durch die komplexen Rhythmen, die man darauf spielen kann, durch eine äußerst anspruchsvolle Spieltechnik und einen herausragend vielseitigen Klang, der nicht zuletzt durch die Ringkette im Rahmeninneren erzeugt wird. Die Daf ist im Musikkanon Zentralasiens und des Mittleren Ostens tief verwurzelt. Seit den 1980er Jahren wird sie immer häufiger auch außerhalb ihres traditionellen Verbreitungsgebietes gespielt. Bei der weltweiten Verbreitung von Rahmentrommeln wie der Daf sprechen Spezialistinnen und Spezialisten inzwischen von einer eigenständigen, zeitgenössischen Rahmentrommelkultur.  

Die heutige Anziehungskraft der Daf auf internationale Musikerinnen und Musiker wird zurückgeführt auf die tiefen geschichtlichen und kulturellen Wurzeln der Trommel, die bis nach Mesopotamien zurückreichen sowie auf die Verbindung zu spirituellen Praktiken wie dem Sufismus. Durch die Vermischung verschiedener Rahmentrommel- und Rhythmustraditionen hat es beim Daf-Spiel in den vergangenen Jahren erstaunliche Innovationen gegeben. Geprägt wurde das Instrument durch die höchst individuellen Herangehensweisen von Percussionistinnen und Percussionisten aus der ganzen Welt.  

Die Symbiose von individuellen Stilistiken und traditionellen Aspekten (wie Spieltechnik, Instrumentengeschichte und Rhythmik) sind die Ursache für die lebendige Entwicklung des Instruments auch außerhalb des Mittleren Ostens. Auf diese Weise ist die Daf für Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt zu einem geschätzten Ausdrucksmittel geworden, ob mit oder auch ohne unmittelbaren kulturellen Bezug der Interpreten. Zu den wichtigen, internationalen Instrumentalisten auf der Daf zählen heute u.a. Mohammad Reza Mortazavi, Naghmeh Farahmand, David Kuckhermann, Rowan Storm, Madjid Khaladj, Kourosh Moradi, Pezhham Akhavass, Mohsen Taherzadeh und Glen Velez.  

Eine starke Daf-Tradition gibt es heute in den kurdischen Gebieten des Irak und Iran. In der Stadt Sanandaj wird seit 2011 ein jährliches Festival für das Instrument Daf gefeiert, das Festival der eintausend Daf. Dort treffen sich Hunderte Daf-Spielerinnen und -Spieler. Sanandaj will mit dem Festival die Welthauptstadt der Daf werden. Zu den wichtigen kurdischen Interpreten gehören u.a. Hajar Zahawy und Asal Malekzadeh.  

Worin unterscheidet sich die Daf von anderen Rahmentrommeln?  

Die Daf ist eine relativ große Rahmentrommel. Sie hat einen Durchmesser von ca. einem halben Meter. Im Inneren ihres Holzrahmens trägt die Daf eine Kette mit jeweils vier, miteinander verbundenen Metallringen. Auch bei anderen Rahmentrommeln sind an der Innenseite Metallringe befestigt. Bei der usbekischen Doira oder der aserbaidschanischen Ghaval besteht die Reihe jedoch nur aus einzelnen Ringen. Der Spieler/die Spielerin schlägt die Daf mit bloßen Händen an, während bei verwandten Instrumenten wie der Bodhrán oder den Schamanentrommeln ein Schlägel verwendet wird.  

Die Spieltechnik der Daf fußt auf der Koordination von Händen, Fingern, Handgelenken und Armen. Die Trommel wird gleichzeitig von den Händen gehalten und gespielt, während die Arme das Instrument nach oben und unten bewegen. Wenn die über 300 Ringe, die an der Innenseite der Trommel befestigt sind, gegen das Trommelfell schlagen, entstehen diverse Schütteleffekte. Die verschiedenen Hand- und Fingertechniken, die es für die Daf gibt, ermöglichen ein einzigartiges Klangspektrum von lauten, explosiven Tönen und tiefen Bassklängen bis hin zu subtilen, zarten Schlägen.  

Im Iran, Irak, Syrien, Aserbaidschan und Tadschikistan werden die Daf sowohl in der Popularmusik als auch im klassischen Repertoire gespielt. Auch in der Volksmusik und im Rahmen von religiösen Zeremonien spielen die Rahmentrommeln eine wichtige Rolle. Im 20. Jahrhundert waren es vor allem Sufi-Musiker, die das Instrument geprägt und populär gemacht haben. Bei den Trance-Zeremonien des Sufismus, z.B. beim Dhikr-Tanz der Derwische, spielt die Daf häufig zusammen mit der Flöte Nay.  

Die Daf – Ein Instrument der Frauen?  

Die Daf wird solistisch gespielt, aber auch unisono in Gruppen. Es ist eines der wenigen Instrumente des Mittleren Ostens, das auch von Frauen gespielt wird. Obwohl die Daf historisch und gegenwärtig ein stark von Frauen geprägtes Instrument ist, ist die Musikpraxis von Frauen im Mittleren Osten heute viel weniger öffentlich sicht- und wahrnehmbar als die Musikpraxis von Männern. Frauen spielen die Daf heute überwiegend in privaten Kontexten, zur Unterhaltung, wenn sie unter sich sind. Einer der seltenen, öffentlichen Anlässe zu welchen Frauen auf den Instrumenten musizieren, sind Hochzeiten (z.B. in Afghanistan). Dann spielen die Frauen Musik mit der Daf, singen und tanzen. In Ländern wie Afghanistan, Irak und Aserbaidschan ist die Daf eines der wenigen traditionellen Instrumente, die Frauen überhaupt spielen dürfen.  

Dabei lässt sich die Verbindung von Frauen als Rahmentrommelspielerinnen schon bis in die frühe Geschichte der Instrumente zurückverfolgen. Rahmentrommeln haben ihre historischen Wurzeln in Mesopotamien, der Mittelmeerregion, im alten Ägypten und der arabischen Halbinsel. Statuen und Figuren, die bis ins 3. Jahrtausend vor Christus zurückdatiert werden können, zeigen Frauen, die zu wichtigen gesellschaftlichen Anlässen wie religiösen Zeremonien, Totenklagen, Tempelritualen oder Prozessionen Rahmentrommel spielen. Aus der arabischen Kultur ist überliefert, dass Frauen die Daf während Schlachten spielten und damit die Krieger anfeuerten. Auch die Klagelieder für Helden wurden von Frauen gesungen, die sich auf Rahmentrommeln begleiteten. Trommel Spielen, Singen und Tanzen standen in diesen Kontexten meist eng miteinander in Verbindung. Frauen waren als Instrumentalistinnen damals sichtbar. Sie spielten außerhalb der eigenen vier Wände, auf der Straße, in Tempeln, bei Prozessionen, auf Häuserdächern oder am Rande von Kampfplätzen.  

Die öffentlichen Gelegenheiten zu welchen Frauen musizierten, wurden jedoch über die Jahrhunderte stark eingeschränkt. Zu den wichtigen persischen Daf-Spielerinnen gehören heute das Ensemble Safahan, Khalifeh Rahmeh, Shekoofeh Pariab, Negar Ezazi und Noushin Aghighi.  

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