Die Flöte Moseño: Eine Rarität aus den Anden

DAN MOI Clemens Voigt & Sven Otto GbR
Die Flöte Moseño: Eine Rarität aus den Anden - Meditative Ruhe und Tiefsonore Töne: Die Flöte Moseño ist eine Rarität aus den Anden.

Die Flöte Moseño ist ein ganz besonderes, sphärisches Instrument. Flötistinnen und Flötisten schätzen sie wegen ihres warmen, sehr luftigen Klanges, der im Stande ist, tiefe Ruhe in die Umgebung zu bringen. Deshalb eignet sich das Instrument auch für Meditationen - ob für sich selbst oder für andere gespielt. Die Moseño ist leicht zu erlernen: mit ihren sechs Grifflöchern und einer einfachen Anblasvorrichtung fordert sie keine jahrelange Übung. Der argentinische Musiker Pablo Salcedo von der Gruppe Markama spielt leidenschaftlich gern Moseño. Ihn faszinieren die sanften, tiefsonoren Töne. 

Das Besondere an der Moseño ist ein Luftrohr, das auf das Schallrohr aufgesetzt ist. Diese Vorrichtung, die allein dazu dient, die Atemluft des Spielers oder der Spielerin an das äußerste Ende der Flöte zu transportieren, stammt von den traditionellen Moseños wie sie in Bolivien gespielt werden. Dort können die Moseños eine Rohrlänge von über zwei Metern erreichen. Sie klingen dann ganz besonders tief und hauchig. Das aufgesetzte Luftrohr erleichtert es dem Spieler die Grifflöcher zu erreichen, die sonst zu weit entfernt wären vom Mundstück. Deshalb wird die Moseño wie eine Querflöte gehalten. Für das Instrument sind verschiedene Schreibweisen geläufig: Moxeño, Mohoceño oder Moceño.

Die Moseño in Bolivien

In Bolivien werden Moseños zu öffentlichen Festen im Freien gespielt. „In der Regel erklingt nicht nur ein Instrument. Die Moseño wird in Gruppen von zehn, zwanzig oder mehr Instrumenten gespielt. Es gibt sie in vier Größen: die größte wird Salliwa genannt, danach kleiner werdend heißen Moseños Eraso, Licu und Chili“, schreibt Pablo Salcedo in einer Email an DAN MOI. Vorwiegend musizieren Männer auf den Moseños. Berühmt als ihr Ursprungsort ist die bolivianische Provinz Inquisivi, etwa fünf Autostunden östlich von Boliviens Hauptstadt La Paz gelegen. Dort finden jährlich die Mohoseñadas statt. „Traditionell werden die Moseños von Huancara-Trommeln und einer Imilla begleitet. Imilla ist eine hohen Oboe (ähnlich einer Chirimia) mit einem kreischenden Klang“, beschreibt Pablo. Zur Musik der Moseños tanzen junge, unverheiratete Menschen auf den Straßen.

Die Mohoseñada (auch bekannt unter Moseñada) ist ein ritueller Tanz der Kultur der Aymara, der während der Regenzeit gespielt wird, also vornehmlich im Monat Februar. Er ist der Jugend und der Fruchtbarkeit der Erde gewidmet. Auch wenn die Kartoffelpflanzen lila und weiß erblühen, wird die Mohoseñada als Zeichen der Dankbarkeit an die Pachamama, die Mutter Erde, getanzt. Die Tänzer_innen tragen starke, markante Farben: rote oder grüne Röcke, gelbe oder rote Blusen. Ihr bewegungsreicher, ausgelassener Tanz steht für die Blüte und Kraft der Jugend. Inzwischen sind Tanz und Instrument so beliebt, dass sie in vielen Orten in der Region um La Paz gepflegt werden. Offizielle Anerkennung fand die Mohoseñada im Feburar 2011, als sie zum Immateriellen Kulturerbe von La Paz erklärt wurde.

Andenmusik, Meditation und Geheimtipp für Flötenexperten

Pablo Salcedo, der seit 1994 mit der Latin-Folk-Gruppe Markama spielt, beschreibt den Klang der Moseño als heilsam, voller Verständnis und Liebe. Die Moseño sei ein Instrument mit einer unglaublichen Persönlichkeit. „Bemerkenswert ist die Ausdruckskraft der Moseño, wenn sie zum Meditieren gespielt wird. Der Klang zieht nicht nur das Publikum in seinen Bann, sondern auch den Flötisten oder die Flötistin selbst. Das ist wirklich zauberhaft.“ Tatsächlich wird die Moseño gern für Musik verwendet, die zur Entspannung dient. Auch zur Unterstützung von Yoga Übungen oder Reiki und zum Meditieren werden die warmen Klänge der Moseño sehr geschätzt.

Für Freunde der lateinamerikanischen Flötenmusik, ist die Moseño eine ganz besondere Spezialität. Sie ist ein Blickfang und begeistert gleichzeitig durch ihren warmen Klang. Auf ihr können alle bekannten Melodien aus der lateinamerikanischen Folklore gespielt werden. Getragene, langsame Stücke entfalten genauso ihre Wirkung wie schnellere Stücke aus dem Repertoire der Andenmusik. Auch der argentinische Flötenexperte Uña Ramos hat die Moseño gern gespielt. Die chilenische Gruppe Illapu benutzte die Moseño in einigen ihrer Stücke. Bekannt geworden sind vor allem die Lieder „Labradores“ und „Tristeza Incaica“. Beide Stücke betonen die melancholische Klangfarbe der Moseño. Sie erinnern daran, dass die Moseño in den Anden Boliviens auch auf Beerdigungen gespielt wird.

Bisher ist die Moseño noch ein Geheimtipp unter Flötenfans. „Es ist ganz schön schwer ein Instrument von guter Qualität zu bekommen“, schreibt der Flötist und Begründer des World Flutes Festival Pablo Salcedo. Vielleicht ist das ein Grund dafür, weshalb sie bisher nur recht selten in Musikgruppen gespielt wird, die keinen unmittelbaren Bezug zu lateinamerikanischer Folklore haben. Jedoch ist auf ihr alles möglich. Das brasilianische Duo Portal malt mit der Moseño eine geheimnisvolle akustische Landschaft.

Die Moseño ist diatonisch gestimmt. Gehalten wird sie wie eine Querflöte. Lange Instrumente legen die Flötisten manchmal auf der Schulter ab. Um die Flöte zum Klingen zu bringen, bläst man durch eine runde Öffnung am Luftrohr. Der Atemstrom wird durch das Rohr bis zum oberen Ende der Flöte transportiert. Dort trifft die Luft auf einen sogenannten Kernspalt, durch den der Flötenton entsteht. Die Moseño funktioniert in ihrer Tonerzeugung also genauso einfach wie eine Blockflöte. Den Ton gestalten kann man, indem die Luft mit unterschiedlich viel Druck in den Luftkanal geblasen wird. Die Moseño hat Ähnlichkeit mit der slowakischen Fujura. Diese sehr lange Hirtenflöte wird ebenfalls durch einen aufgesetzten Luftkanal gespielt. Die Fujara jedoch wird beim Spielen senkrecht gehalten.

Vielleicht ist die Moseño in der westlichen Welt auch das Instrument der zelebrierten Einsamkeit und der Sehnsucht. Vor allem die großen, tiefen Flöten haben ihren Weg aus den bolivianischen Bergen in die Großstädte der Welt gefunden. Pablo Salcedo beschreibt ihre magische Wirkung, wenn er sagt: „Man kann die Moseño auch fabelhaft nur für sich alleine spielen und dabei einen meditativen Moment schaffen. Es spiegelt die spirituelle Beziehung wider, die zwischen Mensch, Natur und der Unermesslichkeit der Berge besteht.

Die Moseños in unserem DAN MOI Shop wurden von einem Instrumentenbaumeister aus Portugal hergestellt, der sein Handwerk in Südamerika gelernt hat. Unsere Moseños sind aus europäischem Bambus, das Material ist also an die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasst. Die Flöten sind von Spitzenqualität. Die Anfertigung eines Instruments dauerte etwa ein Jahr.


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