Die Singende Säge ist mehr als nur ein kurioses Instrument – sie ist ein einzigartiges Werkzeug für musikalischen Ausdruck, das sowohl durch seinen ungewöhnlichen Klang als auch durch die kreative Art der Tonerzeugung besticht. Sie mag nicht so bekannt sein wie Gitarre oder Klavier, doch genau das macht ihren Reiz aus.
In diesem Blogartikel nehmen wir dich mit auf eine Reise in die Welt der Singenden Säge und zeigen dir, warum dieses Instrument so besonders ist.
Was ist eine Singende Säge?
Eine Singende Säge ist genau das, wonach sie klingt – eine Säge, die singt! Aber keine Sorge, du musst nicht deine Werkzeugkiste plündern. Die Singende Säge ist ein echtes Musikinstrument, das mit einem hochflexiblem Sägeblatt ausgestattet ist. Anders als ihre Verwandten aus der Werkstatt wird sie nicht zum Sägen verwendet, sondern um wunderschöne, ätherische Klänge zu erzeugen.
Die Geschichte der Singenden Säge
Die Ursprünge der Singenden Säge reichen weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert entdeckten findige Musiker, dass man einer gewöhnlichen Handsäge überraschend melodische Töne entlocken kann. Die erste dokumentierte Verwendung einer Singenden Säge als Musikinstrument geht auf das Jahr 1890 zurück, als Clarence Mussehl mit seiner „musikalischen Säge“ in Varieté-Shows auftrat. Von da an eroberte die Singende Säge nach und nach die Bühnen der Welt.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts fand die Singende Säge ihren Weg in verschiedene Musikgenres und kulturelle Kontexte. Besonders in der Volksmusik vieler Länder und in der frühen Country-Musik der Vereinigten Staaten wurde sie als kostengünstiges und leicht verfügbares Instrument geschätzt. In den 1930er und 1940er Jahren erlebte die Singende Säge eine Blütezeit in der populären Musik, wo sie in Radiosendungen und Filmsoundtracks eingesetzt wurde, um eine nostalgische oder surreale Atmosphäre zu schaffen. Marlene Dietrich, die berühmte deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin, trug zur Popularität des Instruments bei, indem sie es in einigen ihrer Auftritte verwendete.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckten auch klassische Komponisten und zeitgenössische Musiker den einzigartigen Klang der Singenden Säge für sich. Komponisten wie Aram Chatschaturjan und Philip Glass integrierten sie in ihre Werke und trugen dazu bei, das Instrument in der Welt der klassischen und Avantgarde-Musik zu etablieren. Künstler wie Tom Waits, David Coulter und Natalia Paruz setzen die Singende Säge in vielen ihrer Werke ein.
Heute erlebt die Singende Säge eine Renaissance in verschiedenen musikalischen Kontexten. Sie wird sowohl in der Indie-Musik als auch in experimentellen Klanginstallationen eingesetzt und findet ihren Platz in Filmmusik und Theaterstücken. Ihre Vielseitigkeit und ihr unverwechselbarer Klang machen sie zu einem zeitlosen Instrument, das immer wieder neu entdeckt und interpretiert wird.
Wie funktioniert eine Singende Säge?
Du fragst dich sicher, wie man einer Säge Musik entlocken kann. Das Geheimnis liegt in der Flexibilität des Metalls und der Spieltechnik. Das Sägeblatt einer Singenden Säge ist aus hochwertigem, elastischem Federstahl gefertigt, was es einfacher macht, sie unter Spannung zu biegen. Wenn du die Klinge biegst und sie mit einem Rosshaar-Bogen oder Schlegel anspielst, beginnt sie zu schwingen, wodurch die charakteristischen Töne entstehen.
Ihr Klang wird oft als ätherisch, geisterhaft oder außerirdisch beschrieben. Er ähnelt dem einer Glasharfe oder eines Theremins. Die Tonhöhe kann, abhängig vom Sägen-Typ, über einen Bereich von bis zu vier Oktaven variiert werden, was der Singenden Säge eine erstaunliche Bandbreite verleiht.
Ein Anfängerleitfaden zum Spielen der Singenden Säge
Was auf den ersten Blick einfach erscheint, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als komplexes Zusammenspiel von Technik und Gefühl.
Vorbereitung
Bevor du mit dem Spielen der Singenden Säge beginnst, solltest du den Bogen angemessen spannen und mit Kolophonium einreiben. Das sorgt dafür, dass der Bogen beim Streichen über das Sägeblatt genug Reibung hat, um das Blatt in Schwingung zu versetzen und somit Töne zu erzeugen. Dies wird gegebenenfalls wiederholt, wenn die Reibung spürbar abnimmt und die Tonerzeugung schwieriger wird. Nach Benutzung empfiehlt es sich, den Bogen wieder zu entspannen.
Halten der Säge
Suche dir eine bequeme und sichere Sitzposition. Die Singende Säge wird am Sägegriff locker zwischen deinen Knien oder Unterschenkeln gehalten oder ruht auf dem Oberschenkel. Die Zähne sind zu dir gerichtet und das Sägeblatt senkrecht oder leicht schräg nach vorne geneigt. Deine Beine halten das Instrument stabil, sollten aber auch flexibel genug sein, um leichte Anpassungen zuzulassen, wenn du das Blatt biegst oder den Winkel veränderst.
Mit deiner linken Hand hältst du das vordere/obere Ende des Sägeblatts und biegst dieses leicht S-förmig. Einige Singende Sägen werden mit einem Halte- und Biegegriff geliefert, der das Biegen der Säge und das Variieren der Spannung erleichtert. Je stärker du das Blatt biegst, desto höher wird der Ton, bei weniger Biegung ist er tiefer. Die Kunst liegt darin, die richtige Biegung für den gewünschten Ton zu finden und zu halten.
Verwendung des Bogens
In deiner rechten Hand hältst du den Bogen mit dem Ende nach unten. Mit gleichmäßigen und sanften Strichen über die glatte Kante des Sägeblatts wirst du schnell der Säge die ersten Töne entlocken. Ziehe den Bogen schnell weg, wenn der Ton entsteht, um nicht die Schwingung des Sägeblatts zu behindern. Die Bewegung sollte flüssig und kontrolliert sein. Das Blatt kann leicht nach vorne oder hinten geneigt werden, um den Klang zu modulieren. Diese Neigung beeinflusst die Schwingungen des Blatts.
Der Sweet-Spot
Wer etwas herumprobiert, entdeckt bald den sogenannten Sweet Spot. Damit ist die Stelle am Sägeblatt gemeint, die die reinsten, lang anhaltenden Töne abgibt. Der Sweet Spot wandert jedoch mit jeder Veränderung der Biegung/Spannung weiter. Wenn der Schwingungsbauch durch stärkeres Biegen des Sägeblatts wandert, muss der Bogen ihm folgen.
Während des Spielens auf der Singenden Säge, ist es wichtig, das Sägeblatt ständig in einer „S“-Kurve gebogen zu halten und nur die Spannung zu variieren.
Denk daran: Das Spielen der Singenden Säge ist ein intuitiver Prozess, der Geduld und Übung erfordert, um ein feines Gespür für Klang und Bewegung zu entwickeln.
Erweiterte Spieltechniken und Klangvariationen
Neben dem Streichen mit dem Geigenbogen gibt es noch andere Methoden, der Singenden Säge Töne zu entlocken. Du kannst zum Beispiel durch Klopfen mit einem Schlegel auf das Sägeblatt unterschiedliche Töne erzeugen. Auch das Experimentieren mit verschiedenen Bögen, wie einem Violinen- oder Cello-Bogen, kann zu unterschiedlichen Klangergebnissen führen.
Einige erweiterte Techniken wie das Vibrato, Flageolett oder Glissando verleihen der Singenden Säge ihre besondere Ausdruckskraft und Vielseitigkeit:
Vibrato
Das Vibrato ist eine Technik, bei der der Ton durch schnelle, leichte Änderungen der Spannung und Position des Sägeblatts moduliert wird, um einen „zitternden“ Klang zu erzeugen. Dies geschieht, indem du die Hand, die das Blatt hält, schnell hin und her bewegst oder mit dem Fuß auf und ab wippst. Diese kleinen, wiederholten Änderungen in der Biegung des Blatts führen zu einer Schwingung des Tons, die ihm mehr Tiefe und Ausdruck verleiht.
Glissando
Das Glissando ist eine Technik, bei der ein durchgehender Übergang zwischen zwei Tönen erzeugt wird, ohne dass die einzelnen Töne klar abgegrenzt sind. Auf der Singenden Säge wird das Glissando erreicht, indem das Blatt allmählich stärker oder schwächer gebogen wird, während der Bogen über einen Punkt streicht. Dies führt zu einem gleitenden Ton, der zwischen den Noten auf- oder absteigt und den sanften, mystischen Charakter des Instruments unterstreicht.
Ein geschultes Gehör ist von Vorteil, da es keine visuellen Hinweise auf der Säge gibt, wie zum Beispiel Tasten oder Löcher, die die Position der Töne anzeigen. Ein digitales Stimmgerät kann besonders am Anfang hilfreich sein, um den gerade gespielten Ton zu bestimmen.
Geduld und Übung: Der Weg zur Meisterschaft
Anfangs mag es schwerfallen, saubere Töne zu erzeugen, und die ersten Versuche könnten eher nach Nervensäge oder wie die Geräusche einer Geisterbahn klingen. Doch mit der Zeit wirst du in der Lage sein, klare Melodien zu spielen und das volle Potenzial der singenden Säge auszuschöpfen.
Ein weiterer Schritt im Lernprozess ist das Anhören von Musikstücken, in denen die Singende Säge eine prominente Rolle spielt. Dies hilft, ein besseres Verständnis für die Klangcharakteristik und Ausdrucksmöglichkeiten des Instruments zu entwickeln.
Um schneller Fortschritte zu machen, kann es sinnvoll sein, Unterricht bei einem spezialisierten Lehrer oder einer Lehrerin zu nehmen. Sie können dir nicht nur die grundlegenden Techniken beibringen, sondern auch fortgeschrittene Spielweisen zeigen, die deinen Klang weiter verfeinern. Darüber hinaus gibt es online zahlreiche Beiträge erfahrener Spieler, die Informationen und Anregungen für den Lernprozess bieten können.
Verschiedene Typen von Singenden Sägen
Es gibt verschiedene Typen von singenden Sägen, die sich in der Regel durch ihre Größe/Länge, Form, Material und Blattstärke unterscheiden. Diese bestimmen am Ende den Klangumfang und -charakteristik des Instruments. Und wie bei jedem anderen Instrument reicht die Bandbreite von Serienproduziertem bis zu individuell nach eigenen Vorgaben handgefertigten Einzelstücken.
Darüber hinaus können mit Hilfe eines eingebauten Tonabnehmers die produzierten Klänge elektronisch verstärkt oder weiter bearbeitet werden.
Pflege deiner Singenden Säge
Um dein Instrument vor Korrosion zu schützen, ist es wichtig, dieses nach jeder Nutzung gründlich zu säubern. Das kann mit einem weichen, trockenen Baumwolltuch geschehen. Eine anschließende Behandlung mit einem dazu geeigneten Feinöl (z.B. Ballistol) schützt das Sägeblatt vor Schweiß und Feuchtigkeit. Insbesondere bei der Lagerung, sollte man darauf achten, die Säge in einem trockenen Raum, am besten in einem dafür geeigneten Etui/Karton aufzubewahren.
Starke Temperaturschwankungen, direkte Sonneneinstrahlung und Verbiegungen außerhalb des Spielens sollten vermieden werden.
Die singende Säge - Ein Instrument voller Überraschungen
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Wer weiß - vielleicht entdeckst du ja dein neues Lieblingsinstrument!