Der japanische Straßenmusiker und Multiinstrumentalist Byon Kay tourt seit vielen Jahren schon durch China, Thailand, Japan, Australien und verschiedene europäische Länder. Immer wieder macht er auch Halt beim Ancient Trance Festival in Taucha bei Leipzig. Mit Loopstation, Maultrommeln, Nasenflöten, Doppelballrasseln und Obertonflöten und allerlei Effektinstrumenten bringt Byon Kay Leute überall auf der Welt zum tanzen und zum staunen. DAN MOI sprach mit ihm über seine Beziehung zu einem seiner zentralen Instrumente, zur Maultrommel. Während des Interviews zupft er beständig an einer Dan Moi aus Vietnam und spielt zum Schluss einen seiner Beats.
Wo ist Dir die Maultrommel das erste Mal im Leben begegnet?
Mit 15 kaufte ich eine elektrische Gitarre. Ich mochte Heavy Metal. Mit Anfang 20 spielte ich dann Gitarre in einer Band. Mit 30 ging ich nach Thailand, auf die Insel Koh Phangan. Die Insel ist bekannt für ihre Vollmond-Trance-Partys. Als ich im Boot auf die Insel fuhr, hörte ich ein boing boing boing. Eine Maultrommel. Ein junger Typ aus Berlin spielte eine Dan Moi aus Vietnam. Er verkaufte mir ein Instrument. Auf Koh Phangan war ich dann auf vielen Trance Partys. Immer, wenn ich von der Party nach Hause kam, spielte ich auf meiner Maultrommel, boing boing boing, und ich fand, das war auch Trancemusik, aber eben organische Trancemusik. Mir hat das Spaß gemacht, also spielte ich jeden Tag.
Dann bin ich weiter nach Australien gereist. Ich wollte dort arbeiten und Englisch lernen. Ich arbeitete in einem Sushi Restaurant und bekam sieben Dollar pro Stunde. Damals gab es in Sydney viele Straßenmusiker*innen. Ich kaufte mir ein Mikrophon und einen Verstärker und versuchte es auch. Ich verdiente 100 Dollar pro Stunde! Oh man, das war unfassbar, natürlich kündigte ich meinen Job und wurde Straßenmusiker.
Von diesem Tag an spiele ich auf der Straße, in Bars und auf Festivals. Durch die Musik bin ich auch viel rumgekommen. Ich war in vielen Ländern der Erde. Oft spiele ich zunächst erst mal auf der Straße, aber dann kommt jemand und fragt mich, ob ich auch in seiner Bar oder auf seinem Festival spielen kann. Das ist echt super.
Was bedeutet Dir die Maultrommel? Welche Aspekte magst Du am meisten an dem Instrument?
Die Maultrommel ist schon ein besonderes Instrument. Wenn man die Feder zupft, dann hört man nur die Vibration. Aber wenn man sie beim Zupfen an den Mund hält, dann entsteht plötzlich ein Sound. Ich bin also Teil des Instruments, meine Maultrommel und ich sind eins geworden. Die Obertöne sind entscheidend, sie machen Melodien möglich. Außerdem denke ich, dass Maultrommel spielen auch für unseren Kopf und das Bewusstsein gut ist.
Wie würdest Du Deine ganz persönliche Verbindung mit dem Instrument beschreiben?
In Italien heißt die Maultrommel scaccia pensieri, Gedankenvertreiber. Und das stimmt auch. Ich vergesse mich, wenn ich Maultrommel spiele, so sehr bin ich auf den Sound fokussiert, der aus meinem Körper strömt. Ich höre auch die Klänge aus meiner Umgebung. Dadurch fühlt man sich eins mit dem Instrument. Diese Momente gehören für mich zu den besten, wenn ich mich völlig im Spielen verliere. Vielleicht verbindet man sich auf diese Weise mit dem Universum, ich weiß es nicht, aber es fühlt sich echt gut an.
Welche Geschichten erzählst Du in Deiner Musik?
Für mich ist das wichtigste, dass ich meine Gedanken und meine Gefühle über die Musik ausdrücke. Ich will die Leute glücklich machen. Wenn ich das schaffe, nehme ich als Straßenmusiker natürlich auch mehr ein. Also, in erster Linie geht es mir um die Unterhaltung. Bei meiner Musik muss man nicht ruhig sein und lauschen, ich will, dass das Publikum mit mir interagiert.
Welche Reaktionen bekommst Du von Deinem Publikum? Kennen die Leute die Maultrommel, oder gilt sie noch als Rarität?
Die meisten Leute kennen die Maultrommel nicht. Wenn ich Straßenmusik mache, bleiben viele stehen, und versuchen zu erkennen, worauf ich Musik mache. Schließlich sind Maultrommeln sehr klein. Ich lade dann immer ein, näher heranzutreten und sich dieses fantastische Instrument genauer anzusehen. Es ist schließlich kein Trick und kein Computer von dem die Sounds kommen. Ich benutze lediglich ein Mikrophon, um besser gehört zu werden. Nach meiner Performance probieren ein paar Menschen meine Maultrommeln aus, einige von ihnen kaufen sogar eine. Ich zeige ihnen dann wie man darauf spielt. Das großartige ist, dass es keine Regeln gibt, es ist super einfach für jede*n darauf zu spielen. Wenn Du Gitarre oder Klavier spielen willst, ist das anders. Das dauert eine Weile, bis es gut klingt. Die Maultrommel aber kannst man sofort spielen und es klingt schön.
Es stimmt, die Maultrommel kann man auch ohne viel musikalische Vorerfahrung spielen. Die Auswahl unter den Maultrommeln ist ja nun echt riesig. Welches Deiner Instrumente spielst Du am liebsten?
Tatsächlich ist mir die Maultrommel unter all meinen Instrumenten das liebste, sie ist mein Leben. Ein tolles Instrument mit vielen Geheimnissen. Fast jedes Land auf der Welt hat seine eigene Variante der Maultrommel. Einige Länder haben ihre Tradition verloren, wie etwa Japan. Erst kürzlich wurde sich wieder auf das Instrument besonnen. Auf Hokkaido spielen die Ainu eine Maultrommel aus Bambus, die Mukkuri. Sie stellen sie auch selbst her. Warum man die Instrumente fast überall auf der Welt findet, bleibt bis heute ein Rätsel.
Es gibt ein Buch, das über 1.000 Namen für Maultrommeln auf der ganzen Welt dokumentiert. So viele Namen wie es gibt, so viele und mehr Varianten der Instrumente gibt es. Darf ich Dich zum Schluss bitten, für uns ein Stück auf der Maultrommel zu spielen.
Na klar. Ich persönliche mag es, sehr langsam auf der Maultrommel zu spielen. Fürs Publikum mache ich schnellere Musik, das ist unterhaltsamer: