Taiwan - auf der Insel vor der Küste Chinas gehören noch etwa 2% der Menschen einer der insgesamt 16 offiziell anerkannten, ethnischen Minderheiten an. Die größte Gruppe mit etwa 200.000 Menschen sind die Amis. Genauso wie die Piyuma und Paiwan gab es bei den Amis eine Verlobungszeremonie, bei der die Bambusmaultrommel Lubu eine zentrale Rolle spielte.
Wenn eine männliche Person eine Frau gefunden hatte, der er den Hof machen wollte, begann eine Zeremonie, die mehrere Abende lang dauern konnte. Jeden Abend spielte der potentielle Bräutigam etwa zur Zeit des Sonnenuntergangs vor ihrem Haus auf der Maultrommel. Er rief nicht, er klopfe nicht an die Tür – der Junge hockte sich vor das Haus der Frau und spielte Abend für Abend auf seiner Lubu. Unter Umständen konnten diese Liebeslieder für Stunden erklingen.
Nach ein paar Wochen dieser nächtlichen Serenaden, legte der Maultrommelspieler sein Instrument vor der Tür der potentiellen Braut ab. Wenn er am nächsten Abend zurückkehrte und das Instrument noch immer an derselben Stelle lag, wo er es am Abend zuvor hinterlassen hatte, kam das einer Ablehnung seines Verlobungsantrages gleich. Die Braut und die Familie erklärten sich mit dieser Geste nicht mit der Bindung einverstanden. War die Maultrommel jedoch verschwunden, hatte die Frau also seine Maultrommel mit ins Haus genommen, war er als Bräutigam akzeptiert. Die Beschreibung dieser Verlobungs-Zeremonie stammt aus einem Bericht der Ethnologin Janet Montgomery McGovern aus dem Jahre 1922, einer Zeit als Taiwan zu Japan gehörte und Formosa genannt wurde.
Die Maultrommel aus Taiwan ist nicht nur unter dem Begriff Lubu, sondern auch unter der Bezeichnung Datok bekannt. Die Instrumente ähneln von der Spieltechnik und dem Material her den Mukkuris der Ainu in Japan. Bei Datok und Lubu handelt es sich um Zupfmaultrommeln mit einem Rahmen aus Bambus und einer metallenen Zunge. Am Ende der Metallzunge ist ein Strick befestigt, an diesem Strick reißt der Maultrommelspieler, um dem Instrument einen Ton zu entlocken:
Die Maultrommeln Lubu und Datok sind faszinierende Instrumente. Außerhalb Taiwans traten die Lubu und die Datok bisher nur selten in Erscheinung. Es ist reizvoll dem Klang dieser Maultrommel zuzuhören – die Kombination eines Bambusrahmens und einer Metallzunge ist einzigartig für die indigene Bevölkerung Taiwans. In Taiwan findet man unterschiedliche Variationen der Lubu-Maultrommeln. Es gibt Lubus, die gleich zwei oder noch mehr schwingende Zungen besitzen. Durch ein leichtes Drehen des Handgelenks können Maultrommelspieler auf verschiedene Grundtöne zugreifen und dadurch zahlreiche Melodien spielen.
Unter den indigenen Völkern Taiwans (z.B. Atayal und Tsou) werden noch viele andere Musikinstrumente gespielt, u.a. auch Mundbogen und Nasenflöte. Die besten Instrumentenbauer sind die Amis, sie bauen und spielen mehr als 40 Musikinstrumente, darunter Bambusflöten, verschiedene Röhrenxylophone und Bambus-Schlitztrommeln.