Utae Ehara: Die Mukkuri-Maultrommel der Ainu als Werkzeug zur Kontaktaufnahme

DAN MOI Clemens Voigt & Sven Otto GbR
2015-05-18 00:00:00
Utae Ehara: Die Mukkuri-Maultrommel der Ainu als Werkzeug zur Kontaktaufnahme -

Utae Ehara spielt Mukkuri

Der Name Utae setzt sich im Japanischen aus den Schriftzeichen „Lied“ und „Gedicht“ zusammen. Die Mukkuri-Spielerin Utae Ehara lebt heute in Tokyo, ihre Familiengeschichte ist jedoch eng mit der Insel Hokkaido und der Kultur der Ainu verwoben, der indigenen Bevölkerung im Norden Japans. Nicht alle Ainu sprechen in Japan heute offen über ihre Herkunft. Viele Menschen versuchen ihre kulturelle Geschichte abzustreifen oder verbergen sie ganz. Utae begann vor sieben Jahren sich mit ihrem kulturellen Background auseinanderzusetzen. Musik und Tanz haben ihr den Zugang zur Ainu-Kultur und zu einer Identität als Ainu ermöglicht.

Obwohl in ihrer Familie Musik, Gesang und Tanz keine besonders wichtige Rolle spielte, war es Utaes Mutter diejenige, die die Erinnerung und die Traditionen der Ainu am Leben hielt. Ihr Vater sagte einmal zu ihr, „ich bin stolz, dass ich eine Tochter habe, die laut aussprechen kann, dass sie Ainu ist und die sich darum bemüht, die Kultur der Ainu weiterzutragen.“ Als ihr Vater starb, erkannte Utae plötzlich, dass es an ihr war, das kulturelle Erbe ihrer Familie gemeinsam mit ihrer Mutter weiterhin aufrecht zu erhalten. Nachdem es für Utae viele Jahre lang keine tragende Rolle spielte, woher sie kam, wurde sie sich bewusst, dass ihre Herkunft bedeutsam war. Mit Mitte Zwanzig begab sie sich auf die Suche nach ihrer Geschichte und der Geschichte der Ainu. Die Mukkuri Maultrommel, so sagt sie, war das Medium, das ihr den Einstieg in die Ainu-Kultur ebnete. Viele junge Leute, sagt Utae, wollen heute mehr über die Kultur wissen. Musik und Tanz können bei dieser Suche nach der eigenen Identität wichtige Türöffner sein.

Als Kind sah Utae häufiger Menschen, die Mukkuri spielten. Doch sie begriff sich nicht als Teil dieser indigenen Kultur Japans. Heute ist es die Mukkuri Maultrommel, durch die sie zu verstehen gibt: „Ich bin Ainu.“ Das Spielen auf der Mukkuri lernte sie von den Frauen im „Ainu Culture Center“ in Tokyo. Fast alle Frauen dort spielen Mukkuri, dabei kommt es weniger darauf an das verhältnismäßig schwer spielbare Instrument perfekt zu beherrschen. Viel wichtiger ist es, das Wissen um die Improvisation und das Gefühl beim Mukkuri-Spielen zu teilen und weiter zu geben. „Zuerst bin ich durch die Mukkuri in Kontakt mit der Ainu-Kultur getreten. Dann wurde das Instrument für mich zum Werkzeug für die Kontaktaufnahme und den Informationsaustausch mit anderen Menschen. Es ist schwer die Mukkuri zu spielen, also habe ich Leute gefragt, die schon spielen konnten, junge und alte Leute, sie haben mir das Mukkuri Spielen beigebracht.

Für mich ist die Mukkuri so interessant geworden, weil man ganz verschiedene Klänge mit diesem einfachen Stückchen Bambus produzieren kann. Als Musikerin, die mit dem Instrument auch auf der Bühne auftritt, versuche ich mittlerweile meine eigenen, ganz subjektiven Emotionen und Erlebnisse klanglich zu reflektieren. Die Mukkuri ist also auch zu einem Instrument für mich geworden, um anderen über mich zu erzählen.“ Utae wünscht sich, dass sie ihr ganzes Leben mit der Ainu-Kultu verknüpfen kann. Unter dem Namen „Hapo ne tay“, in der Sprache der Ainu heißt das soviel wie „Wald der Mutter“, führte sie in den vergangenen Jahren ein Ausstellungsprojekt durch. In einem Waldstück in der Nähe der Stadt Obihiro im Südosten von Hokkaido fand unter diesem Titel eine Waldausstellung statt, in der künstlerische Arbeiten von Ainu ausgestellt wurden. Die Ausstellung war umrahmt von Workshops und Konzerten rund um die Kultur der Ainu. Heute designt Utae Ehara unter „Hapo ne tay“ T-Shirts, die Ainu-Motive nachempfinden.


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