Die New York Times schrieb über ein Konzert des chinesischen Maultrommelvirtuosen Wang Li: "Wang Li entlockt simpelsten Instrumenten futuristische Klänge.
Er spielt alle möglichen Arten von Maultrommeln, ganz nah am Mikrophon positioniert, mit Hall bereichert, sodass jede Bewegung, jede Resonanz bis ins Detail hörbar wird. Seine Stücke sind faszinierende, introvertierte mit behutsamen Bewegungen ausgeführte Meditationen. Manchmal erinnern die scharfen Klicks an elektronische Tanzmusik, die von geisterhaften Obertonmelodien umsponnen werden. Li´s Musik ist zutiefst einsam und bezaubernd leise."
Auftritt bei TED 2013
Wang Li lebt heute in Paris. Geboren wurde er in der nord-ostchinesischen Stadt Qingdao. In seiner Schulzeit lernte er Bassgitarre spielen und schon damals begegnete ihm das erste Mal eine Maultrommel. Nach seinem Schulabschluss siedelte er in ein französisches Kloster über. Spirituelle Eleganz und die Suche nach dem inneren Gleichgewicht prägen bis heute seine kompositorischen Arbeiten. Als Mundorgel- und Maultrommelspieler begreift er sich in erster Linie nicht als Künstler, sondern eher als eine Art Werkzeug: "Nicht ich mache die Klänge, das Universum bringt die Klänge hervor. Wenn man eine Vibration auslöst, dann ändert sich etwas im Gefüge unserer Welt. Ich kann das Universum zwar nicht sehen, aber ich befinde mich nun mal direkt darin. Musik und Schwingungen wirken in der Welt." Wang Li macht sich auch deshalb nicht viel aus dem Rummel um seine Person. Er sagt, "ich bin nichts Besonderes. Ich habe immer Angst um die Zukunft, ich habe Angst um die Gegenwart und ich versuche in der Vergangenheit ein paar wärmende Momente zu finden."
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Eine höhere Bewusstseinsebene zu erreichen, ist das Ziel, das Wang Li anstrebt. Auch in der Musik. Er sagt, wenn man selbst nicht mehr nur versucht ein Instrument wie die Maultrommel zu spielen, sondern wenn man selbst von der Maultrommel gespielt wird, dann sei man angekommen. "Bisher ist die Maultrommel leider noch kein Teil von mir geworden. Ich hoffe, dass ich eines Tages von der Maultrommel gespielt werde. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, dass ich die Maultrommel spiele, aber bisher ist es noch so, dass ich versuche etwas zu machen, um gute Schwingungen zu erzeugen. Aber ich bin in meinen Fähigkeiten noch sehr beschränkt und die Maultrommel ist ein großes, wichtiges Instrument, denn sie kann die Schwingungen zwischen Dir und dem Universum herstellen."
Past, Present, Future
Wang Li studierte Jazzmusik am Konservatorium in Paris. Die Möglichkeiten, die die Improvisation in der Musik ihm boten, zogen ihn in seinen Bann. Die Maultrommel ist zu seinem Lieblingsinstrument geworden. Es sei das Medium, mit dem Menschen eine Verbindung zu Dingen herstellen können, die nicht sichtbar sind. Die Maultrommel begleitet Li auf seiner Suche nach Resonanz und Freiheit. Er sagt, es sei die Einfachheit, die seiner Musik ihre Freiheit gibt. Sie öffne ihm die Tür in eine innere Welt, die ihn zu seinen Kindheitserinnerungen zurückführt und zum Ort der Stille und Besinnung werden kann. Auch deshalb bezeichnen Kritiker_innen seine Musik als sakral. Im November 2014 erschien ein neues Album von Wang Li unter dem Titel "Past, Present, Future" bei Buda Musique.