In Japan werden verschiedene Arten von Maultrommeln gespielt. Der moderne japanische Terminus für Instrumente aus Metall ist Koukin (manchmal auch als kohkin transkribiert), was soviel wie „Mundzither“ bedeutet. Maultrommeln aus Bambus werden in Japan von den Ainu gespielt, einer indigenen Bevölkerungsgruppe, die seit Menschengedenken im Norden Japans leben. Die Maultrommel Mukkuri ist für die Ainu ein wichtiger Bestandteil ihrer Kultur. Eine der anerkanntestens Mukkuri-Herstellerinnen und Mukkuri-Spielerinnen ist Kimiyo Suzuki aus der Stadt Kushiro im Südosten von Japans größter Insel Hokkaido.
Die Mukkuri begleitet Kimiyo ihr ganzes Leben lang. Bereits ihr Großvater arbeitete als Holzschnitzer und verziehrte Gebrauchsgegenstände mit traditionellen Ainu-Motiven. Er war es auch, der begann Maultrommeln aus Bambus anzufertigen. Das Handwerk gab er an seinen Sohn weiter und dieser lehrte es seiner Tochter Kimiyo. Es habe nie zur Debatte gestanden, ob sie als Frau die Mukkuris auch selbst bauen könne. Es sei ein ganz natürlicher Prozess gewesen, dass sie nach ihrer Heirat das Herstellen von Mukkuris selbst lernte, erzählt Kimiyo. Zunächst war es eine ökonomische Frage, dass sich Kimiyo an der Produktion von Maultrommeln beteiligte. Der Verkauf von Maultrommeln trug zum Unterhalt der Familie bei. Im Laufe der über 40 Jahre, die Kimiyo nun bereits Mukkuris herstellt, ist es zunehmend auch zu einer ideellen Aufgabe geworden, Mukkuris anzufertigen, denn über das Instrument gibt sie auch die Kultur der Ainu weiter.
Auf Hokkaido ist Kimiyo Suzuki derzeit die einzige Frau, die Mukkuris anfertigt. „Es gibt eine Menge Leute, die versuchen eine Mukkuri zu bauen. Es gelingt ihnen natürlich die Form einer Mukkuri herzustellen, aber es ist sehr schwierig Instrumente mit einem wirklich guten Klang anzufertigen. Man muss das Bambus für die Maultrommel z.B. in Öl fritieren, um das Material stabil und klangvoll zu machen. Das können nicht viele.“ Instrumente aus Bambus haben den Nachteil, dass sie relativ schnell brechen können. Deshalb achtet Kimiyo sehr darauf, welche Instrumente ihre Werkstatt verlassen. Verkauft werden nur Mukkuris von wirklich guter Qualität.
Mukkuris werden von den Ainu ausschließlich zu freudvollen Gelegenheiten gespielt. Ob zum eigenen Vergnügen oder zu einem Fest, die Mukkuri der Ainu ist vor allem auch ein Instrument, das kollektiv gespielt wird: „Als Kind habe ich mich immer besonders auf die Ausflüge zum Haus meiner Großmutter gefreut. Dort haben sich meine Mutter und andere Frauen mit ihren Kindern getroffen und zusammen Mukkuri gespielt. Wir Kinder haben zur Musik getanzt. Diese Nachmittage gehören zu den schönsten Erinnerungen aus meiner Kindheit.“ Das Instrument selbst gespielt hat Kimiyo erst als Jugendliche, denn es ist gar nicht so einfach eine Mukkuri zum Klingen zu bringen. Es erfordert einige Übung, um die Bambuszunge mit Hilfe einer Schnur in Schwingung zu versetzen.
Auf der Konferenz der International Jew´s Harp Society in Jakutien 2011 wurde Kimiyo Suzuki der Preis für die beste Maultrommelherstellerin überreicht. Seitdem wird sie mit Aufträgen und Einladungen überhäuft. „In den vergangenen Monaten habe ich nahezu ohne Unterbrechung gearbeitet. Ich werde zu Vorträgen und Präsentationen eingeladen und mich erreichen fast täglich Anfragen aus der ganzen Welt nach Mukkuris.“ Kimiyo empfängt hin und wieder auch interessierte Maultrommelspieler_innen in Kushiro, um sie in die Kunst des Mukkuri-Spielens oder in den Instrumentenbau einzuführen.
Viele Jahre lang wurde die Mukkuri als Attraktion für Touristen gespielt. Mittlerweile gewinnt die Kultur der Ainu aber auch in den japanischen Großstädten an neuem Selbstbewusstsein und es widmen sich auch immer mehr professionelle Musikerinnen und Musiker dem Instrument. Auf der Mukkuri wird meistens improvisiert. Dabei sind die Klänge der Umgebung und die Landschaft der Region eine wichtige Inspiration für die Stücke. Wenn man Kimiyo fragt, wie man sich Kushiro und Hokkaido vorstellen kann, dann antwortet sie mit einem Lied auf ihrer Mukkuri: „Ich lebe in Kushiro. Ich beschreibe nun die Umgebung und die Natur um Kushiro. Ich reflektiere den Klang des Wassers vom Fluss Kushiro und das Brüllen der Bären, die in der Region leben:“