Die Ncaas (gespr.: Tschaang) ist die traditionelle Maultrommel der Hmong, einem indigenen Volk, das in den Bergregionen Südchinas, Thailands, Vietnams und Laos‘ lebt. Bekanntheit haben sie vor allem durch ihre farbenfrohe und mit Ornamenten verzierte Kleidung, den Opiumanbau und ihre Rolle im Vietnamkrieg erlangt. Auch heute noch finden sich zahllose Metallreste aus den Flächenbombardements der Amerikaner in der laotischen Erde. Diese erweisen sich für die Hmong als wichtiger Rohstoff. Gesammelt und bearbeitet, entstehen so aus ehemals todbringenden Patronenhülsen und Bomben die kleinen Ncaas.
Sie scheinen eine lange Tradition zu haben, denn sie dienen den Hmong mit ihren Melodien zur Weitergabe ihrer Geschichte, ihrer Mythen und von persönlichen Erlebnissen. Da die Hmong eine Tonsprache benutzen, kann mit der Maultrommel die Bedeutung der Worte übertragen werden. Man sagt, dass die besten Maultrommelspieler die schlimmsten Erfahrungen gemacht haben oder die besten Geschichtenerzähler sind. Selbst bei der Liebe spielt die Ncaas eine Rolle. Junge Männer, die gern nachts ihre Auserwählte aufsuchen, spielen die Lippenmaultrommel, zum einen um durch die gesungene Lyrik ihre Liebe zu gestehen und zum anderen, damit sie im Dorf als friedliche Besucher identifiziert und nicht mit einem feindlichen Dieb verwechselt werden.
Ncaas finden sich heute auf vielen Touristenmärkten, doch diese Ncaas stammen direkt aus laotischen Hmongdörfern und werden traditionell in Handarbeit hergestellt. Die gespaltenen Zungen mit zwei bis fünf Zinken sind nicht nur eine Rarität, sondern sorgen auch für das besonders feine Obertonspektrum. Sie reagieren sehr gut auf Modulationen durch Kehlkopf oder Zunge und schwingen lange nach. Jede Ncaas wurde filigran und liebevoll gefertigt.
Einige der Maultrommel-Hüllen sind nicht dekoriert. Denn bei den Hmong ist es eigentlich üblich, die Hülle individuell selbst zu gestalten, da die Ncaas als ganz persönliches Instrument gilt.